Heft 7
Autoren:   Walter Britt, Hermann Dietze, Günter Fischer, Friedrich Haubold, Heinz Müller, Hermann Schrader.

Experten des Agrar- und Forstfluges gestalteten ein neues Heft der Schriftenreihe Luftfahrtgeschichte mit dem Titel: ,,Entwicklung des Luftfahrtzeugeinsatzes in der Land- und Forstwirtschaft in Sachsen-Anhalt".
Auf 72 Seiten, 82 Fotos und mehreren Dokumenten, wird ein Überblick dieser Geschichte von 1910 bis zum Ende der 90er Jahre des 20. Jh. gegeben.

Idee und ein Verfahren, Luftfahrzeuge für die Vernichtung von Waldschädlingen einzusetzen, entstand 1910 in Detershagen bei Magdeburg. Vom "Kaiserlichen Patentamt"  wurde am 29.März 1911 unter Nr.247028 dem Oberförster der königlich-preussischen Hotkammer ALFRED ZIMMERMANN dieses Verfahren des Luftfahrzeugeinsatzes zum Bestäuben der Bäume aus Flugzeugen als Patent bestätigt. Sachsen-Anhalt stand damit an der geistigen Wiege (möglicherweise weltweit) des Agrar- und Forstfluges. Der 1 Weltkrieg ließ die Versuche enden.
Nach dem Krieg wurde die Versuche wieder aufgenommen. So ließ sich Dr. Ing. HUGO JUNKERS aus Dessau eine "Vorrichtung zur Verteilung und Verkleinerung von Mitteln zur Schädlingsbekämpfung von Luftfahrzeugen aus" vom Reichspatentamt unter der Nr.467659 vom 11. Okober 1928 patentieren. Der hohe Schädlingsbefall 1928 in deutschen Forsten war Anlaß für die Gründung mehrerer kommerzieller Flugunternehmen, wobei jährlich zahlreiche Flugzeuge verschiedener Typen zum Einsatz kamen.
1936 wurde die avio-chemische Schädlingsbekämpfüng als staatliche Aufgabe von der Luftwaffe übernommen. Benannt als Fliegerforstschutzverband, kamen die Typen Do 23, Fw 58 "Weihe", He 126 und Fi 156 "Storch" zum Einsatz.

Nach Wiederherstellung der Lufthoheit wurden ab 1956 auf dem Gebiet der DDR wieder Luftfahrzeuge in der Land- und Forstwirtschaft eingesetzt. Das erste Agrarflugzeug war ein Geschenk der Regierung der CSR. Zuvor hatte die CSR bereits ein "Storch" mit Piloten für die von Prof.  BALTIN, Universität Jena, geleiteten Versuche bereitgestellt.
Die Entwicklung des Bestandes an Agrarflugzeugen und ihrer Leistungen in der DDR zeigt folgende
Tabelle:

Jahr     Zahl der Flugzeuge     Flugstunden     Pflanzenschutz ha     N-Düngung ha
1957         5                             2500                   20000                        -
1968       70                           28000                 400000                   350000
1978     235                         120000               1950000                 2250000
1987     240                        145 000             1 740 000               3 500 000

Der Organisation des Einsatzes der Luftfahrzeuge in den Bezirken Magdeburg und Halle, ihrer Leistungen und Einsätze in der Forstwirtschaft ist der Hauptteil der Schrift gewidmet. Ernste und heitere Erlebnisse eines Agrar-Fliegerlebens kommen dabei auch nicht zu kurz.

In einem abschließenden Kapitel wird auf die Periode der Umstrukturierung nach 1990 und die Gründung des Luftfahrtunternehmens FSB Airservice GmbH Kyritz eingegangen, das 1999 über 40 Flugzeuge des Typs Z-37 verfügte. Für die Landwirtschaft werden z.B. auf der Basis von Infrarotluftbildern Nährstoffbedarfskarten erstellt. Durch eine vom Bordcomputer gesteuerte Applikationsanlage können diese auch bei wechselnden Au£wandsmengen während dem Flug in höherer
Qualtität und Bearbeitungsgenauigkeit als früher ausgebracht werden.
Neben Flugleistungen für die Land- und Forstwirtschaft werden überwiegend Spezialleistungen  u.a.
Veterenärdienstliche Flüge, Überwachungsflüge, Luftbildauthahmen, durchgeführt.
Da der technologisch vorteilhafte Einsatz von Flugzeugen eine Kostenfrage für die Agra- und Forstbetriebe ist, wird über Preise für Mineraldüngung und Pflanzenschutz informiert.

In einem Anhang werden die in der Land- und Forstwirschaft der DDR eingesetzten 9 Luftfahrzeuge mit ihren Leistungsparametern beschrieben und in Dreiseitenrissen vorgestellt.
 

Prof. Dr. Artur Meuer
JG Luftfahrtgeschichte