,,Ich war bei Junkers". Diese Antwort erhielt ich häufig in Dessau, wenn ich meine Gesprächspartner nach ihrer beruflichen Tätigkeit in Dessau fragte und stets war aus der Stimme ein gewisser Stolz herauszuhören, selbst über fünfzig Jahre nach dem Ende der Junkers-Werke in dieser Stadt.
Meine ersten Kontakte mit Dessau gehen in die 8oer Jahre zurück. Es war Oskar Stolle, der meine Tante Gudrun Wenz, jüngste Tochter von Hugo Junkers, wiederholt in Bayrischzell besucht und von den Aktivitäten des Themenkreises Prof. Hugo Junkers im Kulturbund der DDR berichtet hatte. Dadurch wurden wir darauf aufmerksam, dass sich im Osten des damals noch geteilten Landes, unter ungleich schwierigeren Bedingungen, eine Gruppe um ehemalige Werksangehörige geschart hatte, die sich intensiv mit der Geschichte von Junkers beschäftigte. Zu ihren Aktivitäten, die nach der Wiedervereinigung intensiviert werden konnten, zählte unter anderem die Ausrichtung von Kolloquien, Vorträgen und Ausstellungen, das Verfassen wissenschaftlicher Beiträge und anderen Veröffentlichungen sowie Mitarbeit bei der Restaurierung der JU 52 für das Technikmuseum ,,Hugo Junkers" in Dessau. Damit hat der Themenkreis einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet, dass das Werk von Hugo Junkers in Dessau gegenwärtig geblieben ist.
Während in der Vergangenheit vor allem die wissenschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Grundlagen und Ergebnisse des Schaffens von Hugo Junkers und den Mitarbeitern der Werke behandelt wurden, so befasst sich dieser Bericht mit den sozialen Aspekten der Untemehmensphilosophie von Junkers am Beispiel der Lehrlingsausbildung und dem von der Firma geförderten Segelflug. Die Autoren zeigen auf, dass die Leistungen der Junkers-Werke in hohem Maße auf der umfassenden Ausbildung und der damit verbundenen Motivation der Mitarbeiter beruhte und unterlegen dies durch zahlreiche Dokumente und Photos. Sie geben uns damit auch eine Erklärung dafür, dass in den Dessauer Werken der bekannte ,,Junkers-Geist" entstehen konnte und sich der Stolz bei der Aussage ,,Ich war bei Junkers" mit dem Zusatz ,,Ich war sogar Lehrling bei Junkers" noch steigern ließ.
Den Autoren Joachim Brandt und Dr. Udo Mahn sowie dem ,,Themenkreis Prof. Hugo Junkers" und der ,,Interessengemeinschaft Luftfahrtgeschichte im Luftsportverband Sachsen-Anhalt" gebührt Dank und Anerkennung dafür, dass sie dieses bislang weitgehend unbekannte Kapitel der Junkers-Geschichte geschrieben und herausgegeben haben, verbunden mit der Bitte, sich auch weiterhin für die Bewahrung des Junkers-Erbes in Dessau einzusetzen.
Bernd Junkers
Planegg bei München
im Dezember 2001